Wie kann ich meinem Kind helfen? Wie wird eine LRS behandelt?
Die Wissenschaft geht davon aus, dass Lese-Rechtschreibstörungen oder Lernstörungen nur erfolgreich behandelt werden können, wenn sie aus einer ganzheitlichen und interdisziplinären Sichtweise verstanden werden. Das bedeutet, dass der Förderung der basalen Fähigkeiten, die eigentlich schon im Vorschulalter vorhanden sein sollten, eine große Bedeutung zukommt. Grundlegende Fähigkeiten, wie z.B. das genaue Hinsehen, Hinhören und Hinspüren, das Erkennen von Ordnungsprinzipien wie Reihenfolgen, Eigenschaften und Funktionen sind häufig noch nicht ausreichend entwickelt oder fehlen ganz. Diese Fähigkeiten brauchen die Kinder jedoch, um bspw. Laute zielsicher unterscheiden und in einem Wort heraushören und die Position erkennen zu können. Sie müssen zudem in allen Wahrnehmungsbereichen eine gute Merkfähigkeit besitzen, um später Buchstaben und ganze Wörter aus dem Gedächtnis abrufen zu können, damit Lesen leichter wird und schneller gelingt.Kinder mit Lernproblemen sind nicht „krank“
In der Diagnostik ist es aber wichtig, zunächst nach den Ursachen der Lernschwierigkeiten zu suchen und den Entwicklungsstand des Kindes im Bereich der Wahrnehmung (sehen, hören, fühlen) und Motorik (Grob- und Feinmotorik, Koordination etc.) und Kognition festzustellen. Durch die Berücksichtigung neurobiologischer und entwicklungspsychologischer Erkenntnisse der Wissenschaft wie das Gehirn lernt, lassen sich dann durch ein gezieltes Training deutliche Lernfortschritte erzreichen.
In der Therapie (klinische Lerntherapie / FuxxLogix) wird dann der Reifungsprozess des Gehirns unterstützt und die Entwicklung unausgereifter Kompetenzen gefördert. Hierzu werden zunächst die bewusste Verarbeitung sämtlicher Sinneswahrnehmungen und die motorische Koordination trainiert bevor darauf aufbauend die Lese-, Rechtschreib- oder Rechenkompetenzen erworben und solange geübt werden, bis sie schnell und automatisiert abgerufen werden können. Hierbei kommt der Aufmerksamkeitslenkung, der Konzentrationsfähigkeit und der Merkfähigkeit eine große Bedeutung zu.
Das Lernen sollte immer in abwechslungsreichen Spiel-, Übungs- und Trainingssituationen stattfinden, in denen Spaß und Neugier eine genauso große Rolle spielen wie Ausdauer, Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft, sich anzustrengen.
Lernen soll Lust auf Mehr machen und nicht zu Frustration und Resignation führen
Hierzu müssen Kinder in all den zuvor genannten Bereichen eine wichtige Erfahrung machen: nämlich, dass die mit allem Lernen verbundene Anstrengung selbst Freude macht und – bei richtiger Lernstrategie – von Erfolg gekrönt ist. Das führt zu einem größeren Selbstbewusstsein und wirkt sich positiv auf die Lernmotivation aus. In der Klinischen Lerntherapie werden gezielt Impulse gesetzt, um Kindern diese lustvollen Erfahrungen zu ermöglichen und sie schrittweise an ein positiv erlebtes Lernen heranführen, damit ein langfristiger Schulerfolg gelingt. (* Galonska/ klin. Lerntherapie)
Abhängig von den Voraussetzungen des Kindes gehören Bestandteile der Logopädie, Ergotherapie, Spiel- und Gesprächstherapie zu den Inhalten einer Therapie.
Einige Beispiele dafür sind:
- Übungen zur Orientierung und zur Verbesserung der Wahrnehmung und Motorik
(z.B. Bewegungsübungen zur Entwicklung des Körperschemas, zur Hemisphärenintegration, Bauen und bewusstes Konstruieren, Formen, Tasten und Schneiden etc.) - Hörübungen, um Geräusche und Laute besser unterscheiden und heraushören zu können
- Training der Augenmotorik, um Buchstaben besser erkennen, unterscheiden und heraushören zu können
- Training der Auge-Hand-Koordination, um Schreibabläufe zu automatisieren und ein besseres Schriftbild zu erreichen
- Spiele zur Verbesserung der Konzentrations- und Gedächtnisleistungen
- Übungen zur Selbstkontrolle und Selbst- (Impuls)steuerung, zum Einprägen und Gedächtnisabruf
- Förderung der Lesefähigkeit
- Aufbau und Training der Rechtschreibkompetenzen
- Übungen zur Entspannung
- Spielerische Übungen zum Einüben von Automatismen
- Besprechen von Möglichkeiten einer sinnvollen Lernunterstützung durch die Eltern
- Gespräche mit Lehrern und Erziehern zum besseren Verständnis der Schwierigkeiten des Kindes und Erörterung der Möglichkeiten zur Kooperation